UKRAINE

Irgendwie gefällt mir diese Ukraine. Sie hat nicht viel zu verlieren. Und scheint das sehr entspannt hinzunehmen. Die Außengrenze der EU zu überschreiten war intensiv. Nicht nur wegen des langen Wartens in brutaler Hitze und den Autoabgasen. Plötzlich spricht keiner mehr englisch oder deutsch. Kyrillische Schrift. Verwirrende Zollrituale schon hier. Damit hatte ich erst später gerechnet.

Ein Reisender aus Litauen hat sich meiner angenommen und mich von Schalter zu Schalter mitgeschleppt. Und alle drängten mich vor zu gehen: Motorrad Fahrer sollen sich nicht in die wartende Schlange der stinkenden LKWs und Autos stellen.

Am nächsten Tag dann die erste Holperpiste. Löcher, Verwerfungen und 10 cm tiefe Spurrillen sind das Eine; aber was sich da auf der Straße abspielt ist aberwitzig. Kühe, Ziegen, Pferde, Hühner ... Alles macht rum. Manche davon sind angebunden... Pferdefuhrwerke haushoch mit Heu beladen schmücken das Bild. Lindenblütenduft umhüllt die Reisende auf dem Motorrad. Jetzt kommt die Enduro zum Einsatz mit ihren langen Federwegen. Ich stehe mehr als dass ich sitze, der Knöchelchen wegen, die bei jeder Bodenwelle durch und durchgerüttelt werden.

Heute habe ich mich auf die Autobahn Richtung Kiev gerettet. Aber auch hier säumen mehr oder weniger frei laufende Tiere die Fahrbahn. Immer wieder kann man links abbiegen und zurück fahren.  Das reduziert vielleicht  die Geisterfahrer aber macht denen auf der Überholspur das Rasen nicht leicht. Apropos Rasen: außer mir hält sich so gut wie keiner an die aufgestellten Regelschilder, und vorsichtig passe ich mich den Gegebenheiten an. Und auch auf der Autobahn bieten Frauen Erdbeeren, Salat und Kirschen zum Verkauf.

Über 1700 km bin ich jetzt in Richtung Osten gekommen. Und von Tag zu Tag mehr beginne ich diese Reise zu genießen mit allem, was sie für mich bereithält.