Die Wolga

Eine Mörderstrecke im Grenzgebiet zwischen Russland und Kasachstan liegt hinter mir. Nur dass diese brutal kaputte Straße sich über 200 km hinzieht und gleich hinterm Großraum von Saratov beginnt. Schlagloch an Schlagloch, Bodenwellen und Fahrrinnen so tief, dass man eine Leiter braucht um wieder rauszukommen. Jeden Augenblick muss man der Straße widmen.  Ein Moment der Unaufmerksamkeit und die Enduro kracht mit Wucht in die Untiefen. Halb stehend versuche ich die gedärmaufrüttelnde Höllenfahrt abzufedern. Das letzte bißchen Asphalt wird von Allen, egal auf welcher Seite sie kommen, genutzt. Die ganz Coolen fahren gleich auf dem Randstreifen; einem Sand- und Schotterweg. Hinter ihnen verschwindet der Rest der Welt im Staubnebel. Und die Russen unter den Fahrern natürlich mit anhaltend hohen Geschwindigkeiten in ihren fetten Hardcore SUVs.

So durchgeschüttelt und eingestaubt, verdreckt und müde erreiche ich mit meiner ebenso gestauchten Enduro den Grenzort Ozinky, übernachte zusammen mit Zollbeamten und Polizisten in einem Guest House um früh den Grenzübertritt nach Kasachstan in Angriff zu nehmen. Seit der Expo 2017 in Astana brauchen wir kein Visum mehr dafür; aber wer weiß wie aufwändig sich die Ausreise aus Russland ergibt. Die Einreisezeremonie wenigstens war eine höchst aufgetackelte, wichtigtuerische Prozedur der Darstellung von Länder Hoheiten.

Saratov und die Wolga. 

Ein Beihnahe-Unfall am Sonntag, bei dem glücklicherweise außer dem Bruch des Bremshebels und Spiegels an meiner Honda niemand zu Schaden kam. Die Teile konnte ich ersetzen und so meine Reise weiter führen. Und auch ein berührender Abend an der Wolga, mit Musik und jungen, tanzenden, russischen Paaren, späten Anglern, glitzernden Lichtspielen in den Wolgafluten und dem Wunsch, an diesen großen Fluß einmal wieder zurück zu kommen.