Im Tal des Pyanzdh River

Immer noch Tadschikistan.  Immer noch Afghanistan im Blick. Die Grenze ist der Pyanzdh River.

Der Pamir türmt sich auf tadschikischer und afghanischer Seite immer noch auf bis zu 5000m hoch, die Piste senkte sich von 2000m auf 1200m in Kalaikum.

Immer noch Schlagloch an Schlagloch. Heruntergestürzte Geröllreste. Schotter. Sandverwehungen. Abbrüche zum Fluß hin. Chinesische Trucks schleppen sich scheppernd über die Piste. Landcruiser krachen über Stock und Stein. Hinterlassen eine Staubfahne in der man Augenblickelang die Straße nicht mehr sieht und überziehen alles, auch mich und die Honda, mit feinem grauen Staub, der sich überall festsetzt. Meinen geschwollenen Fuß kühlte ich in einer Pause in den sedimentreichen, grauen Fluten des Pyanzdh. 

Es ist gut, dass ich wieder aufgebrochen bin.  Der Knöchel schmerzt zwar im engen Stiefel, aber die Piste ist dermaßen herausfordernd, dass ich den Schmerz während des Fahrens vergesse. Und plötzlich ist es heiß geworden. Nahe eines Grenzpostens von Gorno-Badakhshan verlor sich die kühlere Bergluft und eine Backofenhitze schlug mir entgegen. Je tiefer und näher an Dushanbe ich komme, desto heißer wird es werden. Dort, in Tadschikistans Hauptstadt, sind es 45°. Trotz der Ruhepause in Khorugh bin ich in time. Muss nicht eilen. 

Floriam, ein junger Wanderer aus Frankreich mit einem 20kg schweren Rucksack - zusammen mit Pamiris und anderen Gästen aus dem Guest House in Rushon haben wir uns das Endspiel in einem selbstverwalteten Kino angeschaut - ist heute Morgen etwas übernächtigt in die Berge gestiegen. Da will er ein wenig Frieden finden... Und Ruhe. Und ich kann ihn gut verstehen. Wäre am liebsten selbst ein paar Tage dort oben verschwunden...

Die Pamiris sind sehr offen, gastfreundlich. Jeder spricht einen auf der Straße an. Die Kinder am Wegrand winken in einer Tour. Selbst die Katzen kommen sofort angeschwänzelt... Selten kann ich mich für einen Moment zurückziehen. Für einen eher introvertierten Menschen wie mich ist das gewöhnungsbedürftig. So fahre ich einfach weiter. Floriam sagt, das Verschwinden im Berg sei für ihn wie das Motorrad fahren für mich. Die Suche nach sich selbst.