Mond über Buchara - geheimnisvolle Oase an der Seidenstraße

Ein Achtstundentag liegt hinter mir auf der Straße zwischen Samarkand und Buchara. Einen Bremshebel hat er mich gekostet, ein kleines Intermezzo mit der Polizei, eine rasante Fahrt hinter einem Taxi her und schließlich einen gewagten Stunt mit der Enduro in der Altstadt von Buchara.

Zwischen Moscheen und Medresen erhole ich mich jetzt in der beginnenden Nacht, trinke Cola für meinen Magen-Darm, lasse mich im leichten Wind ein wenig abkühlen und schaue den spielenden Kindern zu. Die historischen Gebäude in der Altstadt, in der auch mein schönes kleines Hotel liegt, gehören seit 1993 zum Weltkulturerbe. 

276km auf einer schlechten, endlosen Straße zwischen Agrarland, kleinen Siedlungen und Industriegebiet bei 40°. Viel Verkehr. Staub. Immer wieder Geschwindigkeitsbegrenzungen. Bissi runtergemagert wie ich bin habe ich für langes Fahren nicht mehr genug Sitzfleisch. Die Augen fallen zu vom heißen Wind. Vom Staub. Der Eintönigkeit...

Schatten!

Eine Bushaltestelle. Die Honda hatte keinen gute Stand. Kippte mir beim Absteigen hinterher. Jetzt hats den schön reparierten Bremshebel doch noch erwischt. Die Schraube, die sie mir in Osch reingezwirbelt hatten, brach unter dem Druck.

Kurz danach... Ich bin die Einzigste, die sich einigermaßen an die Geschwindigkeitsbegrenzungen in den Ortschaften hält, hielt mich ein gelangweilter Polizist an. Meinen Passport. Als er mein Geburtsdatum las, war er sprachlos. Den Helm hatte ich noch garnicht abgenommen. Er orderte mich zu den Kollegen im Schatten auf einen schräg abfallenden Schotterhang. Ich hasse schräg abfallende Schotterhänge.

Bedeutungsvoll zeigte einer auf die Blitzer Camera. Ich zeigte ebenso bedeutungsvoll auf die Stelle zwischen 50 und 60 Stundenkilometern auf meinem Tacho. Sie überlegten. Dann fragten einer was die Gopro gekostet hätte. Es brachte uns nicht viel weiter. Sie betrachteten das Moped. Mich. Guckten sich an. Es fiel ihnen nichts mehr ein was hätte beredet werden können. Schließlich deuteten sie an, dass die Kontrolle beendet wäre. 

Mittelfreundlich verabschiedeten wir uns voneinander.

Nachdem ich in Buchara angekommen war und mehrmals die Altstadt umkreist hatte, mir ein Teppichhändler andeutete, dass ich lieber nach Taschkent fahren solle, hier würde das GPS grad nicht funktionieren und die Hitze im Innenstadtverkehr zunahm, hatte ich genug. Ich orderte einen Taxifahrer, der mich zum Old Buxoro Hotel bringen sollte. Nach einigen Irrfahrten und einem gewagten Tempo hatten wir schließlich Erfolg.

Der Hotelbesitzer kam mir schon entgegen und bat mich ihm zu folgen. No problem, wäre da nicht die schmale, steile Karrenauffahrt zwischen zwei engen Treppchen gewesen, die ich hochfahren sollte.

Das geht. Sagte er... Und es ging.

Gestern Abend erzählte mir Shirin vom Tod des Onkels ihrer Mutter im Jahr der Revolution im Iran. Als starke regiemkritische Person war er nicht erwünscht im neuen System. In seinem Garten wurde er mit 11 Kugeln erschossen. In diesem Jahr ist Shirin geboren.