Iranversuche

Halb Mashad ist daran beteiligt für mich Geld zu tauschen und eine iranische sim card fürs Handy zu organisieren...

Dabei habe ich eine Bankangestellte kennen gelernt, deren Mann seit 13 Jahren als Taxifahrer in Dortmund arbeitet, sie besucht ihn zweimal im Jahr und fährt bald wieder hin. Direkt in der Bank hat mir ein Privatmann zu einem für ihn günstigen Kurs Dollars in iranische Tuman getauscht, die Bank war nicht interessiert zu wechseln - dazu muss man wissen, dass die Rechnung im Iran Hotel NUR in Tuman zu begleichen ist -  neben uns saß ein Sicherheitsbeamter mit einem Schnellfeuergewehr... Die Bankangestellte warnte mich vor dem Privatmann.

Vor einer Wechselstube sprach mich ein ca. 16 jähriger Iraner an, der mich dort hat stehen sehen. Ich wollte mein turkmenisches Restgeld in iranische Tuman tauschen. Der Wechselstuben Inhaber wollte kein Geschäft mit mir machen. Während der junge Mann mit mir verhandelte, gesellten sich etwa 10 Passanten mit ihrer jeweiligen Meinung dazu. Unter ihnen ein recht gut deutsch sprechendes, junges, iranisches Pärchen, die beide in Schwerin arbeiten und grade zu Besuch im Iran weilen. Sie warnten mich vor dem Jungen und vor Dieben. Schließlich stimmten sie zu, dass ich mich dem Jungen anvertrauen solle. Der Junge und ich tourten zusammen auf der Suche nach einem Geldwechsler durch die crowded Mashader Straßen und wurden fündig bei einem Straßen Geldwechsler, der meine Manat gegen Tuman wechselte; zu einem für ihn günstigen Kurs. Der Junge warnte mich vor dem Händler...

Dann bat ich ihn mir dabei zu helfen eine iranische sim card zu besorgen. In dieses Unterfangen waren involviert etwa 10 Männer auf der Straße, die der Junge nach einem Mobilfunkshop fragte, alle 5 Angestellten im Shop, den wir schließlich im Untergeschoss einer Ladenzeile fanden, ein Privatmann, der mir mit ostfriesischem Englisch Akzent helfen wollte, aber bereits schon zu viele simcards auf seinen Namen zu laufen hätte. Zwischendurch donnerten der Junge und ich im Taxi zum Hotel, holten meinen Passport und "rasten" im irren Verkehrsgetümmel zurück zum Mobilfunk Shop. Trotz aller Bemühungen wollte das iranische System keine sim card auf meinen Namen rausrücken, und mittlerweile war auch die Mittagspause angebrochen. Wir mussten den Shop daher unverrichteter Dinge verlassen. Etwas erschöpft gingen wir den langen Weg in der Mittagshitze und im wirren Verkehr zurück, als aus einem Gerichtsgebäude unter "Polizeischutz" eine junge, gut gekleidete Frau mit Fußfesseln (an jedem Fuß eine Eisenschelle mit einer kurzen Eisenkette verbunden) die Treppe herunter, über den belebten Gehweg und auf die Straße in ein bereit stehendes Auto wankte...

Zur Zeit finden im Iran wieder Demonstrationen gegen das Regime statt, die dieses Mal insbesondere von Frauen angeführt werden. Nahe  Teheran ist bei diesen Demonstrationen ein Todesopfer zu beklagen. Ein junger Mann wurde aus einem Auto heraus nieder geschossen...

Der Junge bat mich am Nachmittag im Hotel auf ihn zu warten. Er wolle versuchen mir eine Sim card zu besorgen. Auf dem Rückweg überraschte mich schließlich noch ein experimentell arbeitender Künstler, der mir in seiner Galerie seine Werke präsentieren wollte. Seine Bilder seien eher surrealistisch. Mohsen Kavousi wollte gerne wissen wieviel er in Europa für seine Kunst bekommen würde, aber da war ich dann doch überfragt. Mohsen warnte mich vor der iranischen Kontrolle über Internetseiten...

In der Mittagspause dann kurz vors Hotel Aquarium zum Relaxen.

Als es immer später wurde am Tag und der Junge nicht wieder kam, bat ich einen Rezeptionisten mir dabei zu helfen eine Sim card zu kaufen. Erst wollte er nicht, aber dann nahm er mich mit in die Mashader Altstadt, suchte und fragte und irrte mit mir durch Läden und Bazare und wurde schließlich fündig. Ich sollte aber beim Kaufgespräch möglichst unsichtbar bleiben, um den Preis nicht in die Höhe zu treiben. Zurück im Hotel musste noch einer vom Staff helfen und Hotspot geben um die card zu installieren und jetzt endlich habe ich Zugang zu Iran net...

Iranversuche... Sie machen es ihren Gästen nicht wirklich einfach. Aber der candierte Ingwer, den ich beim Rumrennen in einem Gewürzbasar erstand, schmeckt sehr lecker.