Teheran

Der Ausflug zum Hausberg Teherans, dem 3960m hohen Tochal, einem Ausläufer des Elburzgebirges, war beeindruckend. Nicht nur, weil wenige Km aus Teheran heraus die Luft frischer und sauber wird. Ich habe die Tour in einer sehr angenehmen Begleitung erleben können. Yousef, der Vater eines Kollegen meines Wingtsun Trainers hat mir den Ort gezeigt, in dem er geboren ist, und in dem jetzt tausende Ausflügler in kleinen schmucken Restaurants Erholung und Erfrischung suchen von der lärmenden Hauptstadt. Pas-e-Qale, nur über viele Treppenstufen erreichbar, liegt hart am Berghang in einer Quellwasser Schlucht. Der kleine Ort am Fels ist tausend Jahre alt. Die vielen Restaurants haben sich auf Felsvorsprüngen und Podesten über das fließende Wasser in der Schlucht positioniert. Dazwischen bieten kleine Läden Ausflüglern eingemachtes süßes Obst und Getränke. Alles Baumaterial wurde mit Eseln in den Berg geschleppt, erzählt Yousef, der seine Jugend dort oben verbracht hat. In den Wintermonaten allerdings weichen die Bewohner der eisigen Kälte und dem Schnee und ziehen in ihre Wohnungen in der Stadt. Die Familie hat in Teheran die Moradi repair Werkstatt, in der meine Honda für die weitere Strecke fit gemacht wurde. Der 4. Ölwechsel, eine neue Kette und die Reifen aufgepumpt, mehr war nicht nötig bei der tapferen Honda, die jetzt 77 Tage und 11.114 km mit mir unterwegs ist.

Vor Jahren ist Yousef mit einer Honda Gold Wing von Deutschland in den Iran gefahren. Jetzt sind wir auf seinem 125er Motorradroller durch Teheran gecruist und hin zur Seilbahn auf den Berg, natürlich ohne Helm und Schutzkleidung, kreuz und quer durch den Verkehr, wie es hier alle Moped Fahrer machen. Bis maximal 250ccm dürfen Motorräder im Iran haben. Schnellere Maschinen dürfen nur einmal freitags auf festgelegten Routen gefahren werden. Andernfalls droht eine Geld- und im Wiederholungsfall die Gefängnisstrafe. Offensichtlich hat der Iran aufgrund der von Trump angedrohten Sanktionen jetzt gerade ganz aktuell auch die Einreise von Motorrädern über 250ccm untersagt. Das heißt für Motorradreisende, die jetzt bereits mit größeren Maschinen hierher unterwegs sind, stattdessen die Überfahrt über das Kaspische Meer und die Umfahrung Irans, auch wenn sie das Carnet de Passage für den Transit durch den Iran für 3.000€ Kaution bereits in der Tasche haben. Kein einfaches Land für uns Reisende, seit Tagen kann ich keine emails mehr abrufen. Youtube ist blockiert. Die allgegenwärtige Kontrolle ist spürbar und tief in den Köpfen der Menschen verankert. Trotzdem ist die Gastfreundschaft überwältigend. Die Menschen betrachten mich sehr aufmerksam. Viele machen trotz des Motorradfahr Verbots für Frauen den Daumen hoch.

Nickend anerkennend. Machen selfies. Was für ein Land. Wie notwendig Veränderungen wären...