93 Tage - 13.509 km

 

Ich bin glücklich. 

 

Manchmal trifft man - entgegen aller Vernunft - die richtige Entscheidung. 

Geplant war ja, vor Jahren, die Wanderung mit einem Muli durch Russland. Nach einigem Abwägen ist es jetzt die Tour mit der 125er Reiseenduro nach Zentralasien geworden. In Maschhad, Iran, habe ich ein kleines braunes Ziegenfellchen dazu gekauft, meiner Sitzknöchelchen wegen. Den Tipp gaben mir die beiden Yamaha Tenere Schweizer, die ich an der turkmenisch - iranischen Grenze traf. Sie biken bequem mit Schafsfellen.

Jetzt sieht meine Honda ein bisschen aus wie ein Muli...

Vor 3 Monaten und 13.509 km bin ich am 26. Mai aufgebrochen. Unfassbar was ich bisher erlebt habe auf dieser Tour. Immer wieder muss ich mir Zeit nehmen die Eindrücke zu verarbeiten. Tagebuch, Videos und Fotos, vor allem die Blog Einträge helfen dabei, all das Erlebte zu sortieren. Inzwischen lasse ich beim Fahren die atemberaubenden Landschaften einfach durch mich hindurchfließen. Mache mich durchlässig. Das hilft auch beim Kontakt mit den Menschen. Sie kommen auf mich zu. Klären mit mir was ansteht. Helfen. So gut sie können. Der Renner war ein Hotelier, der mir beim Motorrad bepacken unter die Arme greifen wollte. Als es nichts mehr zu tun gab zog er kurz entschlossen noch schnell den Reißverschluss einer meiner Belüftungsöffnungen an der Motorrad Jacke zu.

Manchmal falle ich vor Magendarm und Hitze und Erschöpfung in einer klemmigen Situation mit dem Motorrad um. Kann die 130 kg plus Benzin mit dem rechten noch schwächlichen Fuß nicht halten. Es kippt immer nach rechts. 4 Bremshebel hat mich das bereits gekostet. Aber immer kommt jemand und hilft mir das Bike wieder hinzustellen. Wäre ich gezwungen, die Honda alleine hochzuwuchten, müsste ich die komplette Package abbauen. Insgesamt wiegt alles etwa 200 kg. Mein Adventure Equipement ist mittlerweile gut genutzt und etwas ramponiert. Lässt sich aber alles wieder richten.

An die Ampeln in der Türkei muss ich mich erst gewöhnen.  Die erste rote Ampel hatte ich glatt überfahren. An den ständig fließenden Verkehr im Iran dagegen recht schnell gewöhnt. Alle achten dort darauf den Vordermann nicht zu touchieren.

Es ist manchmal schwierig, das, was ich wahrnehme, nicht sofort zu bewerten. Ich versuche offen zu bleiben. Erfreue mich am Austausch. Der ca. 12 Jahre alte Sohn der Hotelleute, bei denen ich heute übernachte, erklärte mir auf meine Frage ob das Türschloss vom Zimmer nicht funktioniere: Ja, aber das wäre kein Problem. Ich könne das Zimmer ruhig offen lassen. Meine Sachen wären sicher.

Ja. Es war eine richtige Entscheidung die Welt ein bißchen mehr kennen zu lernen.