Montenegro

Montenegro ist ein im europäischen Vergleich relativ dünn besiedeltes, waldreiches Gebirgsland im südöstlichen Teil des Dinarischen Gebirges. Die unzugänglichen Hochgebirge werden durch steile abweisende Canyons zerteilt. Darunter gilt die Tara-Schlucht als tiefste Schlucht Europas. Dass ich mich in diesen Bergen so fürchterlich verfahren könnte, hätte ich nie gedacht. Wohl zur Feier des 100. Tages meiner Reise mit jetzt insgesamt 15.888 km. Überhaupt wollte ich gar nicht hier durchfahren. Und jetzt sind es über 400 km geworden heute, davon gefühlte 150 km reine Kurvenfahrten. Durch einige dieser krassen Kurven habe ich mich grade so durchgeheddert, glücklicherweise kam nicht immer Gegenverkehr. Und heute waren Frauen auf Motorrädern unterwegs. Eine BMW Fahrerin aus Finnland. Zwei Mädels auf einem Motorrad. Die beiden fanden meine Übungsfahrten durch die Kurven so spannend, dass sie mich geraume Zeit gleich von hinten und vorne filmten. 

Ich sagte es bereits. Ich liebe lange gerade Strecken, bin nicht so der Kurventyp. Das liegt zum einen an der Sorge vor einem Sturz. Zum Andern aber auch daran, dass ich ziemlich aufrecht auf der Enduro sitze, und daher der Schwerpunkt weit oben ist, und dass die Honda vor allem in den bergauf Innen Kurven nicht schnell genug ist um zackig rumzukommen. Ich habe heute also den Verkehr gut verlangsamt. Allen Respekt den Ladys, die so souverän ihre großen Maschinen fahren. 

Genau wegen dieser Kurven wollte ich die Berge meiden; aber mein maps.me hat mich heimlich reingelockt. Und plötzlich war ich inmitten der montenegrischen Gebirge. An ein Zurück war nicht zu denken. Mein Tagesziel Dubrovnik auch nicht mehr zu erreichen. Aber genau dieser Kurven Strecke wegen war dieser Tag auch ein ganz besonderer. Die wild zerklüfteten steilen Berge und Schluchten mit ihrem mediterranen Bewuchs und den weit ins Land hinein reichenden Ausblicken sind faszinierend. Hier leben Luchse, Bären und Wölfe noch recht ungestört. Und schließlich bin ich doch angekommen: das Mittelmeer.