Quetta, Hochburg der Taliban?

Ich sag's wie's sich anfühlt: mit den Worten des Auswärtigen Amtes. Die Sicherheitslage in der Hauptstadt Belutschistans, Quetta, ist prekär.

Das Amt spricht gar von "äußerst", und das seit Jahren. Und ja, ich habe das vor meiner Reise gelesen. Und ja, ich bin jetzt trotzdem hier. Und nein, sagt die Stadtpolizei und die Levies-Polizei und das Militär und der Rezeptionist in dem Hotel, in dem ich jetzt untergekommen bin, nein, man braucht jetzt nichts mehr zu befürchten, wir haben alles im Griff. Quetta hat ca. 1 Million Einwohner, liegt auf über 1.600 m im Grenzgebiet zu Afghanistan und in der Randzone des paschtunischen Siedlungsgebietes, das zum Hauptaktions-, Rekrutierungs- und Rückzugsgebiet der Taliban  und anderer islamistischer Gruppen gehört, die wiederholt Terroranschläge verüben.

Seit 2 Tagen, von Taftan über Dalbandin nach Quetta, reise ich unter verschärften Sicherheitsbedingungen und Polizeischutz. Die Höllenfahrt heut Abend durch das Stadtgebiet bis zum Hotel ist kaum beschreibbar. Motorrad- und Truckkonvoi, ständiger, teilweise fliegender Wechsel, neben mir immer neue, bis an die Zähne bewaffnete und vermummte Sicherheitskräfte, auf der Straße wird schreiend die Zufahrt zum Konvoi verwehrt, andere Verkehrsteilnehmer werden grob abgedrängt. Go! Go! Go! Ertönt unentwegt der Befehl an mich, aufzuschließen. Ich musste das Risiko eingehen, jemanden zu verletzen, um dranzubleiben, und der Verkehr in der Hauptstadt Belutschistans ist komplex.

Es ist vermutlich sicher, so durch Belutschistan zu kommen. Aber auch hier in Quetta bin ich im Hotel gefangen. Raus kann ich nur unter Polizeischutz.

Welch einen Preis zahlen wir für den Irrsinn religiös- und profitorientierter, politischer Strömungen...