Osch / Kirgistan und der Zauber neuer Wege

"... die Erfahrungen, die man macht, wenn man allein reist, sind besonders intensiv. Nichts prägt so sehr wie die Jahre in denen man alleine unterwegs ist. Man kann sich jeden Tag neu ausprobieren, weil man niemanden um sich hat, der einen so kennt wie man sich zu Hause verhalten hat. Ein sehr interessanter Weg um sich selbst neu kennen zu lernen..." Sinngemäß zusammengefasstes Zitat meines Tour Beraters, ein sehr erfahrener Motorrad Weltreisender.

Wenn ich hier auf meiner Reise den Helm abnehme erfahre ich immer wieder Erstaunen, Verwunderung und überraschte Ausrufe. Dann aber nach einer Weile Anerkennung und ja, auch Bewunderung. Als ob Frauen keinen Mut hätten und ihren "Mann" nicht stehen könnten. Ich habe mich also gefragt wie ich dazu komme mich ins Unbekannte und Fremde zu wagen. Und eigentlich war ich schon als Kind so; trieb mich auf der Straße herum, rannte wild und frei durch die schwäbischen Hochwälder und schrie vor Glück. Ich kletterte auf jeden Baum und spielte unter der Erde in Fuchsbauten. Ich schwamm durch die Donau um das Geld für den Einritt ins Schwimmbad für Süßigkeiten aufzusparen. Ich klaute des Nächtens Birnen im Garten des Polizisten. 

Nie war ich dabei alleine. Immer umgeben von vielen Geschwistern, Nachbarskindern, Freunden, einer liebenden Mutter. Ich war in Vereinen aktiv, schon früh Volkshochschülerin und irgendwie hängen sich mir schnell Ehrenämter an.

Vielleicht ist diese Kindheit und Jugend mit ein Grund warum ich mich ins off wage.

Aber eine Theorie habe ich dazu: schon immer gab es Menschen, die das Feuer hüteten und andere, die auf den nächsten Berg steigen, ins Weite schauen, noch einmal zurückblicken und sich dann vom Zauber neuer Wege einfangen lassen, weiter und weiter gehen und nicht mehr zurück kommen...

Vielleicht sind unter meinen Altvorderen einige gewesen, die zu denen gehörten, die wagemutig auf den Berg zugegangen sind. Auch für sie nehme ich diesen Auftrag an, gehe diese anderen Wege, gehe ins Unbekannte, lasse mich verzaubern und rufen...

Und noch etwas begleitet mich auf diesen neuen Wegen: ich fühle mich geborgen, aufgehoben.

Du kannst nicht tiefer fallen als in die aufgehaltene Hand Gottes.

Und auch wenn man keiner Kirche oder Religion angehört; dieses Wort gut verstanden, kann durch manche dunkle Stunde hindurch helfen.