Gerüche...

Mit dem Motorrad reisen heißt auch, das Fremde über die Nase wahrnehmen. Jedes Land hat eigene Gerüche. Usbekistan zu sehen, zu hören und zu riechen ist ankommen. Langsam mit allen Sinnen in einem fremden Land anzukommen ist das Glück des Reisenden.

Sie haben mich beihnahe durchgetragen. Wieder einmal sind alle Informationen, die ich zum Thema usbekische Grenze gehört habe, fake news. Durchgewunken haben sie mich. Keiner hat sich auch nur einmal über das Sammelsurium von Papieren für das verlängerte Motorrad Visum aufgeregt. Sie wollten nur wissen was ich dafür gezahlt hätte. Die usbekische Zollbeamtin hat mit mir geduldig Wort für Wort im Zollformular eingetragen. Es gab keines in Englisch übersetzt. Draußen fragte der Zollbeamte beihnahe verschämt ob in meinen Packtaschen irgendetwas wäre über das wir reden müssten. Und als der große Drogenhund sich auch noch zum Schmusen neben mich setzte war die Kontrolle abgeschlossen. Der junge Beamte am letzten Schlagbaum deutete an, dass ich jetzt mal richtig Gas geben solle, was ich zur Gaudi der Grenzer auch gerne machte. Dann, hundert Meter weiter in Usbekistan, ließ ich das Land mit all seinen neuen Eindrücken langsam auf mich einwirken. Die Frauen tragen buntere Kleider. Sie sehen stolzer aus darin. Die Häuser werden nicht, wie in Tadschikistan  mit Lehmziegeln, sondern mit anderen Materialien gebaut. Mehr Kühe stehen wieder in den Vorgärten und auf den Straßen. Und sie sind größer. Auch die Menschen sehen größer und kompakter aus. Auf meiner Suche nach dem Hotel in Samarkand kam ich am Registonpark an und machte dort Pause. Umgeben von Koranschulen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert wirkt dieser bekannte und eindrucksvolle Ort sehr orientalisch. Zwei Usbeken kamen sogleich um sich mit mir über mein Motorrad und meine Reise auszutauschen. Und noch während ich mit ihnen plauderte, stürzte sich eine indische Reisegruppe auf mich um Fotos zu machen. Die Medresen mit ihren blauen Keramiken interessierten sie eher nicht. Erst als mir alle aus der Reisegruppe persönlich die Hand geschüttelt und viele Fotos gemacht waren zogen sie weiter.

Als Frau mit Motorrad unterwegs zu sein heißt auch, an der Tankstelle von 5 Männern umringt und dabei genauestes beobachtet werden, wie man den Tankdeckel schließt, den Tankrucksack anbringt, die Staub Maske und den Helm anzieht, die Handschuhe überstreift, den Zündschlüssel dreht und das Motorrad startet. Ernst und ohne eine Mine zu verziehen, wird begutachtet wie man zwischen all den Packtaschen aufs Motorrad klettert, den Ständer hochdrückt, in den 1. Gang schaltet, startet und schließlich wegfährt. Es erfordert einiges an Konzentration sich dabei nicht beirren zu lassen, freundlich zu bleiben und bei sich selbst zu sein...

Hier in Samarkand habe ich mich mit einem jungen privaten Taxifahrer - eigentlich Versicherungsangestellter aus Taschkent - auf die Suche nach einer Bank für Bargeld für die usbekische Simcard gemacht. Eine ganze Stunde hat er mich hin- und her gefahren. Für 10.000 usbekische Sum, umgerechnet 1,08 €. Auf diese Weise bekam ich gleich einen guten Eindruck von Samarkand, dieser Stadt an der Seidenstraße, der antiken Handelsroute, die einst das Mittelmeer mit China verband. Im Hotel begegnete ich einer Iranerin, die mit ihrer multinationalen Familie ebenfalls hier wohnt. 

Lange haben wir uns ausgetauscht. Ich werde noch einige Fragen mit ihr besprechen, die für meine Iranreise wichtig sein können. Shirin lebt mit ihrem schwedischen Mann und ihren beiden Kindern in Dubai. Ihre Mutter eine Flugstunde entfernt in Shiraz im Iran. Shirin hofft, dass die jungen Menschen im Iran die alte Wächterrunde überstehen und eine neue Zeit anbrechen kann...